Unsere Angst vor Zurückweisung

 

Wir alle leben mehr oder weniger in der Angst vor Zurückweisung. Je nachdem, was wir in der Kindheit erlebt haben, ist diese Angst in uns mehr oder weniger stark ausgeprägt und uns mehr oder weniger bewusst. Aber wir alle teilen diese Angst. Egal, wie stark und unabhängig jemand nach außen erscheinen mag: niemand bleibt von dieser Angst verschont, denn jede Verletzung wird in der Tiefe als Zurückweisung unseres Seins und unserer Liebe empfunden.

Unser Umgang mit dieser Angst kann aber sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen ziehen sich zurück, isolieren sich von ihrer Umwelt, ziehen eine Mauer um sich herum, um nicht wieder verletzt zu werden, um diesen Schmerz der Zurückweisung nicht noch einmal spüren zu müssen. Sie machen sich klein und unsichtbar. Andere Menschen setzen mehr auf Angriff, manchmal auch präventiv. Ihre Wut schützt sie davor, den Schmerz der Zurückweisung zu spüren. Sie machen sich groß – und den anderen klein. Aber auch sie ziehen eine Mauer um sich herum, die sie von der Außenwelt isoliert. Und manche Menschen schwanken zwischen beiden Strategien hin und her.... Aber egal, ob wir auf Angriff und Verteidigung setzen oder auf Rückzug und Flucht, am Ende haben wir uns immer selbst isoliert und den anderen ausgesperrt aus unserem Herzen. In anderen Fällen sind wir selbst dieser „andere“, der ausgesperrt und zurückgewiesen wird, und so geben wir den Stab immer weiter, ohne zu verstehen, was genau vor sich geht.

Die Frage ist: Wie effektiv sind unsere „Schmerzvermeidungsstrategien“ eigentlich? Und welchen Preis zahlen wir dafür?

Auf der anderen Seite teilen wir aber auch alle den Wunsch nach Nähe, nach Liebe und Angenommen sein. Als Menschen streben wir eigentlich danach, unser Herz zu öffnen und in Verbindung zu treten mit unserer Umwelt. Wenn wir uns isolieren, spüren wir dagegen Einsamkeit.

Manchmal entsteht daraus ein regelrechter Teufelskreis: Je einsamer wir uns fühlen, desto größer wird der Wunsch nach Nähe. Nähe aber ruft wieder die Angst vor Zurückweisung hervor, und so ziehen wir uns wieder zurück, was uns wieder isoliert. Solange wir diesen inneren Mechanismus nicht erkennen, können wir ihn nicht durchbrechen und bleiben gefangen in unserer eigenen „Festung“.

Vielleicht ist uns die Festung, in die wir uns zurückgezogen haben, gar nicht bewusst. Wir wollen stark und unabhängig sein. Autark. Vielleicht beschämt uns sogar unsere Bedürftigkeit, unser Bedürfnis nach Nähe und danach, angenommen zu sein. Oder aber wir schämen uns für unsere Verletzlichkeit, weil sie erneute Zurückweisung nach sich ziehen könnte.

Tragischer Weise verhindern wir so selbst, wonach wir uns am meisten sehnen: Liebe. Denn wenn wir unser Herz nach außen verschließen, verschließen wir es auch gleichzeitig nach innen. Wir verschließen uns nicht nur vor Schmerz und Zurückweisung, sondern auch vor unserer inneren Freude und Liebe. Das ist der Preis, den wir zahlen. Das Leben in uns kann nicht mehr frei fließen, und viele Menschen fühlen sich regelrecht gefangen in ihrem „Bunker“.

Was also tun? Wenn doch das Öffnen nach außen wieder neuen Schmerz hereinlassen könnte?

Wir stehen vor einem Dilemma. Oder auch nicht. Denn unser Herz hat Schwingtüren, die sich nach außen, aber auch nach innen öffnen können. Um an unseren inneren Schatz der Freude und Lebendigkeit heranzukommen, ist es angebracht, die Türen erstmal nach innen zu öffnen. Uns also für uns selbst zu öffnen. Und ja, erstmal ist da dann der Schmerz, den wir jetzt liebevoll annehmen können. Aber unter dem Schmerz finden wir auch unsere Lebendigkeit und unsere Liebe wieder. Wir finden das, was wir so schmerzlich suchen in uns selbst, wenn wir nicht zu früh aufgeben und sanft immer weiter in diese Richtung weitergehen. Tür um Tür geht auf, wenn wir beharrlich und ehrlich mit uns selbst weitergehen in Richtung unserer Seele. Und je mehr Türen sich öffnen, umso weiter wird unser innerer Raum und desto weniger brauchen wir unseren Schutz nach außen. Gefühle werden besser wahrnehmbar, Lebendigkeit wird spürbar, und wir werden mutiger, unsere Gefühle auch auszudrücken, wodurch die Verbindung mit der Außenwelt wächst. So kommen wir raus aus unserer Isolation und rein ins Leben.

In unserer Zeit, in der wir für alles eine schnelle Lösung wollen, mag dieser Weg lang und mühsam erscheinen, und es ist auf jeden Fall hilfreich, eine gute Unterstützung von außen auf diesem Weg zu haben. Jemand, der Dich von Tür zu Tür führen kann, bis Du den Weg allein findest. Jemand, der den Raum für Dich halten kann, bis Du ihn für Dich selbst halten kannst. 

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